Ist ein Selbstfindungstrip ein Himmelfahrtskommando für die Partnerschaft?
Oder ist es eher so, das die Partnerschaft gar nicht funktionieren kann, wenn man gar nicht weiß wer man selbst ist ?
Es ist doch ein bisschen wie beim Kuchen backen...
Wenn ich die Hälfte der Zutaten nicht kenne, weiß ich doch nicht, wie etwas Gutes daraus werden kann.
Ich glaube Langfristig stehen die Chancen für eine Partnerschaft besser, wenn beide Parteien wissen wo sie selbst stehen, was sie erwarten und womit sie gar nicht zurecht kommen. Eine Partnerschaft kann aber auch an einem Selbstfindungstrip wachsen.
Genau genommen wächst und findet man sich doch permanent neu. Und entweder man geht trotz allem in die gleiche Richtung, oder man merkt irgendwann das man zu lang in verschiedene Richtungen gewachsen ist.
Aus Gründen die sich mir nicht erschließen, bin ich jemand , der niemals ruht und immer sucht. Neue Herausforderungen, neue Chancen, neue Seiten an mir selbst. Ich schaffe es einfach nicht lange mit dem bewährten zufrieden zu sein. Super Kuchenrezepte müssen plötzlich neu gepimt werden, die Wohnungseinrichtung wird verstellt, und ich suche neue Ziele am Horizont.
Mein Mann ist so ganz anders. Er ist ein echter Niedersachse: Sturmfest und Erdverwachsen.
Er ist zufrieden mit dem größten gemeinsamen Nenner, richtet sich dort ein, und bleibt.
Er sucht keine Verbesserungen, keine neuen Ziele. Eher scheut er sie wie der Teufel das Weihwasser.
Ehrlich gesagt, ich beneide ihn. Ich stelle es mir so friedlich vor. Und ich schätze diese Eigenschaft, in der Partnerschaft sehr. Er ist treu, beständig und verantwortungsbewusst. Er gibt eine Beziehung nicht leichtfertig auf.
Allerdings ist er auch keine Kämpfernatur. Was von allein zu ihm kommt, wird gern genommen. Was geht, wird aber auch nicht aufgehalten. Für das kämpfen bin eher ich zuständig. Ich kämpfe und habe einen unbändigen Gerechtigkeitssinn. Geht nicht, gibt es bei mir nicht.
Ich verändere mich deutlich mehr , als mein Mann. Ich liebe die Möglichkeiten die mir das Leben bietet, möchte sie auskosten und mitnehmen was ich nur kann. Meinem Mann reicht es, mir dabei zu zusehen, mich zu begleiten.
Er gibt mir Rückenwind und spricht mir Mut zu. Und manchmal versucht er mich zu bremsen. Manchmal zu Recht, aber oft weckt er nur noch mehr Kampfgeist in mir!
Unterm Strich sind wir unglaublich verschieden. Ich glaube genau das setzt unserer Beziehung am meisten zu. Es ist aber auch das, was unsere Beziehung funktionieren lässt. Wir reiben uns aneinander, aber wir pushen und erden uns gegenseitig. Das wichtigste ist, das wir beide unsere Beziehung wertschätzen, schützen und wichtig nehmen. Wir geben uns Liebe, absolutes Vertrauen und Respekt. Wir haben unseren Freiraum, aber so viel brauchen wir davon gar nicht.
Uns geht es nur zusammen richtig gut.
Langweilig wird es aber definitiv nie. Und das ist gut so. Wir können nicht unaufmerksam werden, da wir nie wissen was kommt. Aber eines wissen wir, egal was kommt, wir werden und wollen es nur gemeinsam in Angriff nehmen.
Ein Selbstfindungstrip ist also nicht zwingend schlecht für eine Beziehung. Im Gegenteil. Aber es ist immer der Anfang vom Ende, wenn man seinen Partner zu oft aus den Augen verliert. Denn am Ende ist die Kunst einer guten Beziehung, sich selbst zu verwirklichen, ohne die Partnerschaft zu vernachlässigen. Wenn man zu sehr auf sich selbst fokussiert ist, kann man nicht genug für die Beziehung da sein.
Ich bin unglaublich dankbar. Ich kann jede Welle des Lebens reiten, sofern ich das will. Mein Mann unterstützt mich , hält mir den Rücken frei. So wie ich es für ihn auch mache.
Mein Mann kann mich unglaublich aufregen, aber er ist auch der perfekte Mann für mich! Ich muss zugeben, ich halte mich für einen liebenswerten Menschen, aber ich bin ganz bestimmt nicht immer einfach zu ertragen, oder zu verstehen!
Ich glaube ein Leben in dem wir uns nicht selbst weiter entwickeln, ist nicht Lebenswert. Eine Beziehung die uns den Raum zum wachsen nicht gibt, ist nicht Lebenswert. Eine Beziehung in der man nicht dort bleiben kann wo man ist, weil es sich richtig anfühlt, aber auch nicht.
Wenn ihr euch zerrissen fühlt, zwischen euch selbst, und der Partnerschaft, dann seid fair. Fair eurem Partner, aber auch euch selbst gegenüber.
Ich glaube die schwerste Einsicht ist die, das Liebe allein nicht immer reicht!
Aber langfristig kann man zusammen nicht glücklich sein, wenn man allein nicht glücklich ist!
Werdet glücklich, und gebt Glück weiter!
Denn nur was wir haben,
können wir weiter geben.
Und nur was wir weiter geben,
kann zu uns zurück kehren.
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