Sommerferien waren früher ein magisches Zauberwort. Es gab einfach keine bessere Zeit, vielleicht nicht einmal die Weihnachtszeit.
Ich bin in Bayern/Unterfranken auf gewachsen.
6Wochen Sonne. Hin und wieder abends ein Gewitter.
Ich bin fast täglich mit meinen Schwestern im Freibad gewesen. Freunde treffen, Mutproben am Sprungturm, lautes kreischen und kichern am Kneipbecken und natürlich Eis und Pommes vom Kiosk.
Meine Eltern sind mit uns an den See gefahren. Mit samt dem aufblasbaren Paddelboot, Luftmatratzen und dem orangen Schirm.
Oma und Opa haben Wandertouren mit uns unternommen. Mittagspause war in der Wirtschaft. Gezwicktes und gebrannte Mandeln für uns Mädchen. Weißweinschorle für Oma und Opa. Wir haben mit den Kindern dort gespielt, bevor wir zurück gewandert sind.
Mit meinen Schwestern habe ich Radtouren bis in die anschließenden Ortschaften unternommen.
Ich habe viel Zeit bei meiner besten Freundin auf dem Hof verbracht. Bei der Heuernte helfen, mit den Dorfkindern spielen, Trecker fahren, die erste Liebe, der erste Liebeskummer. Auf dem Heuboden im Arm eines Jungen einschlafen. Und Nachts heimlich in den nächsten Ort wandern, und mit Steinchen ans Fenster geworfen, um eine Freundin zu wecken.
Manchmal sind wir nach Oyten gefahren, zu meiner Großtante. Besuche am See, Wasserbombenschlachten auf der Straße, und mit 6 Personen in einem Igluzelt abhängen.
Mit der Sommerliebe 100 Küsse tauschen, für ein Glas Bonbons. Und Tränen wenn es Heimwerts ging.
Die Sommerferien bedeuteten kalte Kirschsuppe mit Mehlklöschen von meiner Mama, nachdem wir den Tag über eimerweise Kirschen vom Baum geholt haben. Und abends Tomatenbrot, mit eigenen Tomaten, die Luft noch geschwängert mit dem Duft nach frisch gemähtem Gras.
Es gab nichts besseres, und kaum etwas was mich mehr geprägt hat. Noch einmal Kind sein, noch einmal Sommerferien wie sie Früher einmal waren.
Jetzt, so viele Jahre später, bedeuten Sommerferien hier im Norden, warten auf Sonne. Warten auf Wärme.
Warten das die Jungs in das Alter kommen, wo der Sommer seinen eigenen Zauber bekommt. Morgens weg, Abends erst wieder heim. Freibad, Radtouren, Landjugend und Mädchen.
Meine 3 Großen gehen arbeiten, Die Sommerferien nur noch schöne Erinnerung. Der 15 jährige ist im besten Alter. Aber der 7 und der 5 jährige bedeuten unglaublich viel Zeit, Stress und Einfallsreichtum von meiner Seite aus. Der Pool wird einfach nicht warm, das Freibad ist eine Baustelle, und wo sind all die Kinder auf den Straßen?
Früher war einfach alles anders, und zumindest die Sommerferien besser. Auf jeden Fall besser für mich.
Als Kind bedeutet der Sommer die große Freiheit. Wenn man von den finanziellen und logistischen Problemen der Eltern nichts ahnt.
Noch einmal Kind sein, mit dem Wissen wie es mal wird. Wobei...lieber nicht. Einfach Kind sein, ohne Sorgen und ohne Morgen!
Wie werden meine Jungs später an diese besondere Zeit zurück denken?
Für mich bedeuteten die Sommerferien jedenfalls nicht in den Urlaub fahren und von Mama und Papa bespaßt werden. Die beste Zeit, war ohne meine Eltern. Verheißungsvoll wie eine bunte Tüte, für ein paar Pfennig !
Meine Eltern hatten kein Geld für Urlaub. Oft ist mein Papa in den Sommerferien, viele Wochen weg gewesen um noch neben her Geld zu verdienen.
Erst jetzt weiß ich wie meine Eltern kämpfen mussten.
Aber ich habe das nicht gemerkt. Mir hat nichts gefehlt. Schöner hätten meine Sommer nicht sein können!
Glaubt also nicht, das ihr die Freizeit eurer Kinder füllen müsst, damit sie glücklich sind. Lasst sie frei sein, lasst sie leben, lasst sie ihr Glück finden, wie es nur freie Kinder können!
Und denkt mal wieder an Sommer, wie sie früher einmal waren!
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